Veronika versank nun schon zum zweiten Mal im abgewetzten
Ledersitz eines Taxis - unterwegs zum Krimski-Prospekt. Draußen stelzte
die Stadt auf dürren leeren Buchstaben vorbei. In den Kurven rutschten
Veronika noch ein paar Tränen aus den Augen, und knirschend brach
später ihr Absatz, als sie, um aussteigen zu können, gegen die
verklemmte Tür treten mußte. Aber mit Schwung landete Veronika
auf dem Bürgersteig vor einem aufstrebenden Mietshaus mit abgerissenem
Putz und das nicht zum ersten Mal. Nur war letztes Mal Sommer gewesen und
Vladimir auf dem Bahnhof.
Lange stand Veronika nicht vor dem Haus, sondern wurde sogleich von einem blonden Mädchen gerammt und als gemeine Diebin beschimpft. Eine Haarklammer - so dünn wie eine Ameise - hatte offenbar beim Aufprall den Halt auf dem blonden Kopf verloren und in Veronikas Schal wiedergefunden. Die Blonde riß an der Klammer, zog ein Wurzelwerk von abgerissenen Fäden aus dem Schal und stäubte die schneebedeckte Straße davon - Veronika hatte jetzt ein Loch im Schal, für das sie sich nicht im geringsten interessierte. Denn der Sturm in ihrem Herzen fegte jetzt in den Zeigefinger und tobte auf Vladimirs Haustürglocke.